Liebe Kolleginnen und Kollegen,
„Das ist doch unfair!“ - Die meisten Menschen haben ein gutes Gespür für Ungerechtigkeiten - sei es bei der Bezahlung, bei Arbeitsbedingungen oder beim Umgang miteinander, aber nicht Alle schaffen es sofort, sich zu Wort zu melden, selbst einzuschreiten und aktiv für Fairness einzutreten. Gemeinsam geht es leichter: Während der Berlinale demonstrierten Kinobeschäftigte der CinemaxX-, Cinestar- und Berliner Yorck-Kinos für existenzsichernde Löhne und faire Arbeitsbedingungen und wurden dabei von Medienkolleg_innen unterstützt, die zu der Zeit gerade bei einer verdi-Tagung in Berlin waren. Ebenfalls während der Berlinale hoben die Festivalarbeiter*innen in ver.di den Fair Festival-Award aus der Taufe. Und der Schauspielverband BFFS wird – zusammen mit ver.di – in diesem Jahr erstmals den Deutschen Fairnesspreis verleihen. Fairer müssen auch unbedingt die Arbeitsbedingungen am Film-Set werden. Immer wieder hören wir davon, wie Produktionsfirmen gesetzliche Vorgaben und Tarifverträge ignorieren oder zu ihren Gunsten (falsch) auslegen. Die Angst der Beschäftigten, künftig keinen Job mehr zu bekommen, spielte ihnen bislang dabei allzu oft in die Hände. Allerdings verändern sich die Verhältnisse in der Filmwirtschaft gerade gehörig: Die Auftragsbücher deutscher Produktionsfirmen sind bei vielen voll, nicht zuletzt wegen zusätzlicher Aufträge für die neuen Streaming-Plattformen, aber an Fachkräften mit Erfahrung und fundierten Fachkenntnissen mangelt es. Beste Bedingungen also, um sich gewerkeübergreifend zusammenzutun und gemeinsam bessere Konditionen durchzusetzen.
In diesem Sinne: Frohes Schaffen
wünscht Euch Eure ver.di FilmUnion
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Inhalt
Berliner Filmschaffende können sich noch fix bis Donnerstag anmelden: Beim ersten Seminar zum Tarifvertrag für Film- und Fernsehschaffende ging es um die Bestimmungen des TV FFS, seine konkrete Umsetzung am Set und wie sich Filmschaffende künftig besser organisieren können, um durchsetzungsfähiger zu sein. Das Folgeseminar dreht sich nun um Reisezeiten, Vertragsverhandlungen und Urlaub und findet am Samstag den 30. März von 12:30 Uhr bis 18 Uhr in der ver.di Bundesverwaltung in Berlin statt. Mit dabei sein wird Matthias von Fintel, Bundestarifsekretär und Verhandlungsführer für den TV FFS, wenn darüber diskutiert wird, wie Filmschaffende gemeinsam erfolgreich Einfluss auf die Arbeits- und Lebensbedingungen am Set nehmen können. Für den Workshop gibt es noch sehr wenige kostenlose Restplätze exklusiv für ver.di-Mitglieder - also schnell anmelden bei hikmat.el-hammouri@verdi.de. Achja: Am vorhergegangenen Seminar müsst Ihr nicht teilgenommen haben.
Die Filmbranche beklagt einen Nachwuchsmangel in den meisten Gewerken der Filmherstellung. Die Auftragsbücher der Produzenten sind voll, aber es mangelt an ausreichend qualifiziertem Fachpersonal. Zum Beispiel kehren immer mehr Aufnahmeleitungen ihrem Beruf den Rücken; der Arbeitsschutz spielt dabei eine wesentliche Rolle. Der Fachkräftemangel ist wohl zum großen Teil auch ein hausgemachtes Problem der Produzenten: Für viele Gewerke gibt es keine Ausbildung; vor allem Quereinsteiger hangeln sich über Praktika und Assistenzen über etwa vier bis fünf Jahre hoch bis zu ihrem Beruf. Seitdem auch für Praktikant*innen der Mindestlohn gilt, sparen viele Produzenten und besetzen zu wenige Praktikumsstellen – mit der Folge, dass es heute zu wenige Assistenzen in den Gewerken gibt, und so trocknet der Pool der künftigen Fachkräfte nach und nach aus. In der Süddeutschen Zeitung gab Bavaria-Film-Geschäftsführer Franckenstein kürzlich zu, dass es auch an den Arbeitsbedingungen in den Berufen liege, denn befristete Arbeitsverträge, lange Arbeitstage und projektbezogene Einsatzorte begünstigten nicht unbedingt eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Das Medienmagazin Menschen Machen Medien berichtet: https://mmm.verdi.de/medienwirtschaft/filmstab-unter-druck-57413
Erstmals loben ver.di und der Bundesverband Schauspiel (BFFS) in diesem Jahr den Deutschen Fairnesspreis aus. Mit ihm wird eine fiktionale Film- oder eine Serienproduktion geehrt, die in besonderer Weise den Blick auf das Thema Fairness in all seinen gesellschaftlich relevanten Aspekten lenkt. Welches Thema speziell im Fokus steht, das legen ver.di und BFFS jährlich neu fest. In diesem Jahr geht es um Diversity. 20 Verbände der deutschen Film- und Fernsehbranche sind eingeladen, bis Ende April jeweils eine fiktionale Film- oder Fernsehproduktion vorzuschlagen, die in der Zeit zwischen dem 1. April 2018 und dem 31. März 2019 herausgebracht und unter fairen Produktionsbedingungen hergestellt worden ist.
https://filmunion.verdi.de/und-action/nachrichten/++co++1eaebf1c-3e56-11e9-9c76-525400ff2b0e
Die neue Richtlinie für das Urheberrecht auf europäischer Ebene wird von ver.di als guter Kompromiss begrüßt. „Das ist eine gute Basis. Jetzt müssen wir praktikable Lösungen erarbeiten, um die Einkommenssituation von Urhebern und Interpreten konkret zu verbessern", so der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke. „Die Richtlinie hat das deutsche Modell der kollektiven Regelungen auf die europäische Ebene übertragen. Das ist eine enorme Stärkung der Urheberseite." ver.di setzt sich für kollektive Regelungen zur Konkretisierung der Rechte von Urheber*innen ein.
https://dju.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++94e35b12-304f-11e9-bb0e-525400423e78
Einen kleinen, bitterbösen Lesestoff zum Thema bietet die ZEIT mit dem fiktiven Dankesbrief der Internetgiganten an all’ die, die sich gegen die EU-Urheberrechtsreform auf der Straße und im Netz zur Wehr setzen (der tatsächliche Autor ist kein Geringer als Jaron Lanier, IT- und VR-Pionier, Netz-Philosoph und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2014) :
https://www.zeit.de/2019/13/eu-urheberrechtsreform-internetkonzerne-youtube-google-profiteure?fbclid=IwAR3Cm1QVRTybkPyf0lQLNdG_Kut7MlsMbLl8cOCWmJDC604OfiQMTPWaakc
Unter der Schirmherrschaft des prominenten Fernsehjournalisten Gerd Ruge vergibt die Film- und Medienstiftung NRW im Jahr 2019 zum 18. Mal das nach ihm benannte Stipendium. Es ermöglicht jungen Filmemacher*innen innerhalb von 18 Monaten die Entwicklung und Vorbereitung eines Dokumentarfilmes für das Kino. Das Stipendium wird mit einer Gesamtsumme von bis zu 100.000 Euro ausgeschrieben – die höchste Summe, die in Deutschland für die Entwicklung von Dokumentarfilmprojekten vergeben wird. Die Einreichfrist für das Gerd Ruge Stipendium ist der 1. April 2019. Erforderlich für die Antragsstellung ist ein Beratungsgespräch mit der zuständigen Förderreferentin Susanna Felgener (susannafelgener@filmstiftung.de). Alle Infos sind hier abrufbar:
http://www.filmstiftung.de
Deutschland ist Country of Honour bei der Messe Sunny Side of the Doc, die vom 24. bis 27. Juni im französischen La Rochelle stattfindet. Bei der Messe für den internationalen Dokumentarfilm treffen sich jährlich mehr als zweitausend Filmemacher*innen, Produzent*innen, Ein- und Verkäufer*innen sowie Redakteur*innen aus über 50 Ländern. Im Rahmen eines Pitching-Forums und eines Forums für Multiplattformprojekte können Filmschaffende ihre Dokumentarfilmprojekte, die sich in Entwicklung, Produktion oder Postproduktion befinden, vorstellen, um Produktions- oder Finanzpartner zu gewinnen. Deadline für die Projekt-Einreichung ist der 19. April.
https://www.sunnysideofthedoc.com/call-for-projects/
Start-ups, junge Kreative und Medienschaffende aus dem Südwesten mit guten Einfällen rund um das geschriebene Wort haben die Chance, Teil der Ideentanke 2019 auf der Frankfurter Buchmesse zu werden und die Drahtzieher der Verlagswelt kennenzulernen. Bis zum 12. Mai läuft der Wettbewerb um die fünf Plätze am Gemeinschaftsstand der MFG Baden-Württemberg. Die besten Teams gewinnen die Präsenz am Stand und ein Coaching zur optimalen Vorbereitung im Wert von insgesamt 10.000 Euro. Das Bewerbungsverfahren ist unkompliziert und online: http://www.mfg.de/ideentanke
In der ersten Förderrunde 2019 haben die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM), das Medienboard Berlin-Brandenburg, die Filmförderungsanstalt und das Polnische Filminstitut im Rahmen des Deutsch-Polnischen Filmfonds drei neue Filmprojekte von Tomasz Wasilewski, Julia von Heinz und Agnieszka Zwiefka mit insgesamt 180.000 Euro gefördert. Nächster Einreichtermin für Anträge auf Entwicklungs- oder Produktionsförderung für deutsch-polnische Filmvorhaben ist der 31. Juli 2019. Antragsformulare und weitere Informationen hier: http://www.mdm-online.de
Das Stipendium ist für junge Filmemacher aus dem gesamten Bundesgebiet Deutschlands offen. Gesucht werden regieerfahrene Stipendiat*innen mit individuellen Handschriften, die im Bereich des Kurzfilms ihre filmischen Erfahrungen erweitern und/oder kreatives Neuland betreten wollen. Bewerben können sich (Film-) Hochschulabsolvent*innen oder Quereinsteiger*innen bis zum 30. September 2019. Bewerber*innen können ihre Unterlagen im Antragsportal der nordmedia hochladen: http://www.nordmedia.de/castcut
Preisträger des Deutschen Drehbuchpreises 2019 und damit Gewinner der „Goldenen Lola“ ist der Autor Julian Radlmaier. Er wurde für sein Drehbuch zur skurrilen Komödie „Blutsauger“ ausgezeichnet. „Dieses Drehbuch schafft es, geistreich und durchgeknallt zugleich zu sein. Und sehr unterhaltsam. Ein ganz großer Wurf“, so heißt es in der Jury-Begründung. Ein Beispiel für den Erfolg des Drehbuchpreises ist der Berlinale-Wettbewerbsfilm 2018 „In den Gängen“ von Thomas Stuber und Clemens Meyer, der 2015 mit dem Deutschen Drehbuchpreis ausgezeichnet worden war. Ausführliche Informationen hier:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/staatsministerin-fuer-kultur-und-medien/aktuelles/deutscher-drehbuchpreis-2019-verliehen-gruetters-drehbuecher-sind-das-herzstueck-des-films--1578808
Der Verband der deutschen Filmkritik (VdFk) verlieh am Rande der Berlinale seinen Preis in zwölf Kategorien. Zum besten Spielfilm des Jahres 2018 kürten die Kritiker*innen „Das unmögliche Bild“ von Sandra Wollner. Außerdem wurde Stephan Bechinger für den Film mit dem Preis für die beste Montage ausgezeichnet. Als beste Darstellerin wurde Lina Beckmann für „Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?“ geehrt. In der Kategorie Musik gewann Ted Gaier für seine Arbeit an „Das Milan-Protokoll“. Alle Preisträger*innen hier: https://www.vdfk.de/
Im vierten Jahr seines Bestehens ging der Baumi Script Development Award erstmals an einen deutschen Filmemacher. Der Autor, Produzent und Regisseur Martin Rehbock wurde für sein Treatment The Mule With Three Legs ausgezeichnet. Der mit 20.000 Euro dotierte Baumi Script Development Award wird in Erinnerung an den Produzenten Karl Baumi Baumgartner jährlich verliehen. Unter 56 internationalen Einreichungen entschied die Jury, die aus den Preisstiftern Pandora Film, der Baumgartner Familie und der Film- und Medienstiftung NRW besteht. http://www.filmstiftung.de
Das Europäische Parlament, die EU-Kommission und der Rat haben sich auf ein Ergebnis zur sogenannten Whistleblower-Richtlinie geeinigt. In der zuvor umstrittenen Frage, ob Hinweisgeber grundsätzlich verpflichtet werden können, interne Meldestellen aufzusuchen, statt sich direkt an Behörden oder Medien zu wenden, konnte ein Ergebnis im Sinne der Whistleblower erreicht werden. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach dazu: „Eine solche Regelung macht es wahrscheinlicher, dass Wirtschaftsskandale mit Hilfe von integren und mutigen Beschäftigten ans Licht kommen und diese gleichzeitig vollen Schutz genießen.“
https://www.dgb.de/presse/++co++7ad850d2-44b4-11e9-a765-52540088cada
Der federführende Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz des Bundestages beschloss mit den Stimmen aller Bundestagsfraktionen (und ohne die AfD) die Änderung des so genannten Geschäftsgeheimnisgesetzes. Damit wurde der vom DGB als „Maulkorb für Beschäftigte und ihrer Interessenvertretungen“ kritisierte Regierungsentwurf an den entscheidenden Stellschrauben korrigiert. Mit der neuen Regelung sind auch Journalist*innen und Informant*innen besser geschützt – ein Gewinn für die Pressefreiheit.
https://dju.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++f910bd78-4657-11e9-9a76-525400ff2b0e
Die Filmstiftung NRW fördert 15 Low-Budget-Projekte mit insgesamt 581.000 Euro, darunter eine Reise durch das Ruhrgebiet mit Wanderschäfer*innen sowie ein Rock-Musical von Alexander Kluge und Khavn De La Cruz. Außerdem wurde ein Dokumentarfilm von Markus Lenz über ehemalige FARC-Kämpfer*innen sowie ein Dokumentarfilm von Petra Hoffmann über die sandinistische Volksrevolution in Nicaragua gefördert. Ein filmisches Essay von Marcel Kolvenbach und Portraits der Kölner Künstlerin Mary Bauermeister und des Musikers Julius Eastman als auch ein experimenteller Dokumentarkurzfilm von KHM-Absolventin Alisa Berger erhalten finanzielle Unterstützung.
https://www.filmstiftung.de/news/die-filmstiftung-vergibt-581-000-euro-fuer-15-low-budget-projekte/
Damit künftig mehr zugkräftige Filme aus deutscher Produktion noch mehr Publikum ins Kino locken, will Kulturstaatsministerin Monika Grütters gemeinsam mit der Branche die Verfahren und Strukturen der wirtschaftlichen Filmförderung diskutieren. Dies kündigte sie Anfang Februar in Berlin an. Mit dem Runden Tisch solle das „Missverhältnis zwischen Investition und Ertrag in Einklang gebracht“ werden. Hintergrund ist die zu Anfang 2022 in Kraft tretende Neufassung des Filmförderungsgesetzes, die Ergebnisse des Runden Tisches fließen in die Gesetzgebungsdebatte ein.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/staatsministerin-fuer-kultur-und-medien/aktuelles/kulturstaatsministerin-kuendigt-runden-tisch-zur-filmfoerderung-an-gruetters-missverhaeltnis-zwischen-investition-und-ertrag-in-einklang-bringen--1578032
Die ver.di FilmUnion will mit diesem alle zwei Monate erscheinenden Newsletter für bessere Information und Transparenz bei den Erwerbstätigen in der Produktionswirtschaft von Film und Fernsehen sorgen. Insbesondere greifen wir film- und sozialpolitische Themen auf.
Die ver.di FilmUnion bildet das gewerkschaftliche Netzwerk von Film- und Fernsehschaffenden und allen anderen Beschäftigten in Produktions-, Dienstleistungs- und Studiobetrieben. Wir treten ein für Kunstfreiheit, gerechte Arbeitsbedingungen, soziale Absicherung und vor allem die Umsetzung tariflicher Bestimmungen. Als vorrangiges Ziel streben wir eine integrierte Interessenvertretung der Film- und Fernsehbeschäftigten in der zergliederten Branche gegenüber Sendern, Produzenten und der Politik an.
Texte: Gundula Lasch
Redaktion: Tina Fritsche
V.i.S.d.P.: Matthias von Fintel, Geschäftsführer
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